Post prüft noch alle Optionen: Auch ein Verkauf ist nicht ausgeschlossen

Bei ihrem Auslandsengagement hat die Post einige Fehler gemacht, wie ein KPMG-Bericht aufzeigt. Nun wird ausgelotet, wie es mit den Tochterfirmen weitergehen soll.

«Die Geschäftsleitung der Post hat rechte Böcke geschossen.»

Adrian Hasler
Regierungschef

Postchef Peter Beck. (Foto: Nils Vollmar)

Postchef Peter Beck. (Foto: Nils Vollmar)

Im November muss der Landtag darüber entscheiden, ob er der Kapitalerhöhung für die Liechtensteinische Post AG zustimmt – oder diese an die Wand fah­ren lässt. Ganz ohne Murren wird dieser die 6,12 Millionen Franken nicht sprechen – die Bildung einer Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) auf Antrag der DU-Fraktion gilt als wahrscheinlich. Zusammen mit Stimmen aus der FBP sollten die dafür nötigen sieben Stimmen zusammenkommen, auch die anderen Fraktionen haben ihre Offenheit bekundet. «Vor allem soll die Verantwortlichkeit des Verwaltungsrats, der Geschäftsführung und auch der Regierung zu den im Ausland getätigten Übernahmen genauestens geprüft werden und falls möglich auch Haftungsansprüche geltend gemacht werden», schrieb DU in einer Mitteilung. Dies sei legitim und die Post stehe einer solchen PUK offen gegenüber, kommentiert Postchef Peter Beck auf «Volksblatt»-Anfrage das Vorhaben der Unabhängigen. Ob die Untersuchungskommission Klarheit bringen wird, liege letztendlich im Ermessen des Landtags.

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Auslandsengagement war ein Fehler

Regierungschef Adrian Hasler liess beim Bürgergespräch am Donnerstag wenig Fragen offen, wer für die finanzielle Schieflage der Post verantwortlich ist: «Die Geschäftsleitung der Post hat rechte Böcke geschossen: Sie besass zu wenig Erfahrung und war in ihren Entscheidungen, was die Auslandsengagements betrifft, einfach nicht kompetent.»

Diese Aussage deckt sich in weiten Teilen auch mit den Ausführungen im Bericht des Wirtschaftsprüfers KPMG, welchen die Post auf Anraten der Regierung in Auftrag gegeben hat. Darin wurde insbesondere auf den Kauf der beiden Tochtergesellschaften eingegangen (das «Volksblatt» berichtete am 30. September). Mit der 2011 übernommenen österreichischen DIG und der 2012 erworbenen Newtron aus Deutschland wollte die Liechtensteinische Post eigentlich Know-how im digitalen Bereich aufbauen. Die Entwicklung der beiden Firmen verlief allerdings nicht so wie geplant, worauf sie mit Darlehen der Post ausgestattet werden mussten. Zusammen mit der Ausfinanzierung der Deckungslücke der staatlichen Pensionsversicherung führten diese Entwicklungen zu einem Verlust bei der Post, wie es im Bericht und Antrag (BuA) der Regierung heisst.

Im KPMG-Bericht wird etwa der Akquisitionsprozess der österreichischen DIG «als nicht genügend professionell durchgeführt» beurteilt, der Post habe es an Erfahrung bei der Akquisition von Unternehmen gefehlt. So musste der Verwaltungsrat seinen Investitionsentscheid auf der Grundlage von «ungenügenden Entscheidungsgrundlagen» fällen. Zudem sei auch der Kauf der verbleibenden 25 Prozent der Anteile schlecht verhandelt worden. Die Post habe einen überhöhten Betrag bezahlt, obwohl nach dem Abgang des Gründers, Software-Problemen, dem Wegfall der Kontrollprämie sowie diversen Liquiditätsspritzen ein niedrigerer Preis angemessen gewesen wäre, kommt die KPMG weiter zum Schluss.

Der Kauf der Newtron war laut KPMG angesichts der anstehenden Ausfinanzierung der Deckungslücke aus der PVS «nicht oder nur schwierig durch die Post finanzierbar». ­Dies sei vollständig ausgeblendet worden. «Somit wurde gemäss der KPMG zumindest unbewusst die heutige schwierige finanzielle Situation der Post in Kauf genommen», heisst es weiter. Die Integration der beiden Unternehmen sei zwar organisatorisch richtig aufgegleist worden. Notwendige Entscheide seien aber zu spät gefällt worden. Dadurch sei ein Führungsvakuum entstanden, weshalb die Integration am Ende gestoppt werden musste.

Kaufpreis noch geheim

Ginge es nach dem Regierungschef, bräuchte die Post überhaupt kein Auslandsengagement – was auch die Post erkannt habe. Wie genau aber mit den Tochtergesellschaften weiter verfahren werden soll, steht weiterhin nicht fest. «Wir prüfen derzeit alle strategischen Optionen, die auch einen Verkauf nicht ausschlies­sen», gibt Peter Beck auf Anfrage bekannt. Mehr will er jedoch nicht verraten, da die Prozesse intern noch laufen würden. Bekannt ist aber, dass es zur DIG bereits Angebote von Käufern gibt. Über deren Höhe macht der Postchef «aus verhandlungstaktischen Gründen» jedoch keine Angaben. Ebenso lässt Beck offen, ob hinsichtlich der deutschen Newtron ebenfalls Kaufangebote existieren. In wenigen Wochen könnten jedoch konkrete Fakten vorgelegt werden.
Geduld ist auch bezüglich eines möglichen Haftungsanspruchs gefragt. Diese Frage wird laut Beck derzeit noch geprüft: «Sobald das Ergebnis vorliegt, wird der Verwaltungsrat zusammen mit den Eignern entscheiden können, welches die nächsten Schritte sind.» Damit bleibt Beck den Landtagsabgeordneten für ihre Entscheidung bis November vermutlich noch einige Informationen schuldig.

Quelle: Daniela Fritz, Liechtensteiner Volksblatt

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