Er ist überzeugt, dass es allein schon in Liechtenstein viele junge bestens ausgebildete Menschen gibt, die viel Potenzial für Innovation und Unternehmertum in sich tragen. Und genau das sei wichtig für die Zukunft. Ein Gespräch mit Regierungschef Adrian Hasler über die Innovation als Erfolgsfaktor.
Am 19. November haben Sie in der Veranstaltung «Impuls Liechtenstein» die Innovation als Erfolgsfaktor für Liechtenstein präsentiert. Wie geht es mit diesem Thema weiter?
Regierungschef Adrian Hasler: Die Rückmeldungen zu diesem Anlass waren äusserst positiv. Viele Besucher fühlten sich inspiriert und schöpften Mut, eigene Ideen umzusetzen. Die LVC (Liechtenstein Venture Cooperative) wird in der Zwischenzeit nachgefragt. Mittlerweile wissen wir von etwa zehn Personen, die dabei sind, LVCs zu gründen. Das Regulierungslabor der Finanzmarktaufsicht hat Fahrt aufgenommen. Schon mehrere Fintech-Unternehmen haben grosses Interesse signalisiert bzw. befinden sich im Bewilligungsprozess. Mit der Universität Liechtenstein arbeiten wir weiter am Aus- und Weiterbildungskonzept, das uns im Thema Innovation unterstützen soll. Es tut sich also einiges.
Gleichzeitig zu Ihrem Anlass «Impuls Liechtenstein» hielt Regierungschef-Stv. Thomas Zwiefelhofer eine eilig einberufene Medienkonferenz ab, wo er ebenfalls das Thema Innovation ins Zentrum stellte. Geht es hier um ein Kompetenzgerangel?
Ich bin davon überzeugt, dass Innovation ein Erfolgsfaktor ist. Deshalb habe ich auch die Initiative «Impuls Liechtenstein» lanciert. Innovation wurde früher nur mit der industriellen Forschung und Entwicklung verbunden. Heute ist die Innovation auch für den Finanzplatz zu einer wichtigen strategischen Komponente geworden. Hier sehen wir uns mit einer enormen Dynamik konfrontiert. Ich bin froh, dass der Wirtschaftsminister das Thema Innovation nun ebenfalls für sehr wichtig hält und in seinem Bereich vorwärtstreiben möchte. Es ist ja auch so, dass unsere Bildungsministerin Aurelia Frick mein Anliegen im Bereich Aus- und Weiterbildung unterstützt. Je mehr Personen bereit sind, die Innovationsfähigkeit Liechtensteins zu stärken, desto mehr Kraft wird sich daraus in der Zukunft entwickeln. Glücklicherweise finden wir auch von universitärer und privater Seite gute Initiativen, die in diese Richtung zielen.
Der bekannte deutsche Investor Frank Thelen erwähnte in seinem Referat in Ruggell, dass er mit Ihnen weitere Gespräche führen werde. Viele sahen darin einen Wink, dass er sich Investitionen in Liechtenstein vorstellen könne. Können Sie uns dazu etwas verraten?
Sie werden verstehen, wenn ich hier etwas vage bleiben muss. Aber tatsächlich haben wir uns in der Zwischenzeit ausgetauscht. Frank Thelen ist begeistert von Liechtenstein und seinen Möglichkeiten. Er schätzt unsere politisch stabilen Verhältnisse, die Rechtssicherheit, die flexiblen und sehr kurzen Wege und sieht unser Land als einen interessanten Ausgangspunkt für Gründer. Sagen wir es mal so: Frank Thelen kann sich einiges vorstellen.
Ein Hindernis für die Ansiedelung von Gründern und Innovatoren ist die Beschränkung der Wohnsitznahme in Liechtenstein. Wie können Sie dieses Problem lösen?
Ich sehe das nicht als ein so grosses Hindernis. Einerseits können wir Gründer über das Studium an der Universität Liechtenstein, eine unserer Begleitmassnahmen, bereits heute nach Liechtenstein holen. Andererseits sind unsere Wege ins benachbarte Ausland sehr kurz. Wenn heute ein Gründer beispielsweise innerhalb Berlins zwischen Arbeits- und Wohnort pendelt, ist er allenfalls länger unterwegs, als zwischen Feldkirch und den liechtensteinischen Gemeinden.
Steht denn Kapital bereit, um Gründer und Innovatoren zu unterstützen?
Das ist mit eine der Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Ich führe seit einiger Zeit Gespräche mit Unternehmerpersönlichkeiten in Liechtenstein, um hier den besten Weg zu finden. Es sind meines Erachtens auch die Unternehmer, die am besten einschätzen können, welche Business Modelle zukunftsfähig sind. Mir sind die Unternehmer wichtige Partner.
Was erhoffen Sie sich aus Ihrem Impuls für Innovation?
Die Reaktion der vielen jungen Menschen an der Veranstaltung in Ruggell hat mich sehr gefreut. Sie waren inspiriert. Das ist doch das wichtigste Ziel. Wir brauchen die Unternehmer der Zukunft. Ich bin sicher, dass wir nur schon in Liechtenstein viele junge bestens ausgebildete Menschen haben, die viel Potenzial für Innovation und Unternehmertum in sich tragen. Sie sind die Macher von morgen. Wir wollen einen Rahmen schaffen, der diese jungen Menschen unterstützt, ihnen hilft, ihre Ideen und Träume zu realisieren. Denn was heute ein Gedanke ist, kann morgen ein erfolgreiches Unternehmen sein. So gesehen ist die teuerste Idee jene, die nicht realisiert wird. Ich glaube an die Schaffenskraft der jungen Menschen. Mit ihrer Zukunft sichern wir auch unsere. (eps)
Dies ist der Auftakt zur einer Reihe von Beiträgen zum Thema «Innovationsstandort Liechtenstein», die in den kommenden Wochen folgen werden.
Quelle: (eps) Liechtensteiner Volksblatt